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Interview

mit Dave Hillyard, Saxophonist der Slackers

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Warum macht Ihr ein Coveralbum? Das habt Ihr doch gar nicht nötig.

Nun ja, die Slackers haben einiges in der Vergangenheit gecovert. Die meisten Alben von uns enthalten einen oder zwei Coversongs, aber großtenteils haben wir uns bewußt auf unsere eigenen Songs konzentriert. Viele Skabands spielen Coversongs, aber wir waren keine von denen.

Deshalb muss ich gestehen, dass ich skeptisch war, als Tom Gibbons von whatevksi.org mit dieser Idee an uns herantrat. Viele Skabands haben jede Menge gecovert, besonders Songs aus den 80ern und 90ern und das meiste davon mochte ich nicht. Aber Tom hatte eine interessante Idee. Er meinte, was wäre, wenn Du Radio hörst und alle Bands, die gespielt werden, sind immer die selbe Band, die Slackers? Also hat er uns einige Tunes vorgeschlagen und wir haben eigene Ideen dazugepackt.

Viele Songs sind aus den 80ern. Hat das mit Eurer Jugend zu tun?


Anfangs waren die meisten Vorschläge von Tom Songs aus den 60ern, wie das Sonics-Cover, Strychnine. Aber dann haben sich immer mehr Songs aus den 80ern eingeschlichen. Das war wirklich witzig, weil keiner in der Band ein wirklicher Fan der Musik der 80er ist. Für mich waren die 80er eine echt lahme Periode. Es gab einige gute Musik zu Beginn und am Ende der Dekade, aber das Meiste, dachte ich und denke es noch immer, ist echt Scheiße.

Ich haßte Bands wie Reel Big Fish, wenn sie Duran Duran coverten. Ich mochte diese ganze Attitüde - „das ist so lahm, das ist so cool“ - und die abgeklärte Ironie, mit der das vorgetragen wurde, nicht. Wenn wir einen Song spielen, machen wir keinen Ulk. Wir versuchen das Gute in dem Song herauszufinden, was die Idee des Songs ist oder wir spielen es einfach nicht, verstehst Du?

Wir wollten bewußt ein „ironisches“ Coveralbum vermeiden. Wir haben „Like a Virgin“ ausgewählt, nicht weil wir das Original verarschen wollten, sondern weil Vic (Vic Ruggiero, Sänger und Keyboarder der Slackers) den Song wirklich mag. Er erzählt, dass seine neue Beziehung ihn sich wie neu anfühlen läßt. Er hat die Madonna-Version beiseite geschoben und den wahren Kern darunter entdeckt. Er singt den Song voller Überzeugung und will, dass Du auch an seine neue Beziehung glaubst.

Genauso ist es mit „I'm Still Standing“. Ich habe viel an dem Arrangement gearbeitet. Ich mochte das Original überhaupt nicht, als es von Tom vorgeschlagen wurde. Ich dacht, „ja, super!“. Aber ich habe nochmal darüber nachgedacht. „Okay,“ dachte ich “welchen Song von Toms Liste kannst Du überhaupt nicht leiden? Lass mal sehen, ob ich etwas Gutes an diesem Song finden kann und ob es einen Weg gibt, ihn wie Slackers klingen zu lassen.“ Also arbeitete ich an dem Song, schmiss die hälfte der Wörter aus dem Text, setzte einige neue Riffs dazu aber erhielt die zentrale Aussage von „I'm Still Standing“, nämlich alle Hindernisse zu überwinden, die Dir in Deinem Leben in den Weg geworfen werden, und Dich dadaurch nicht von Deinem Weg abbringen zu lassen.

„Attitude“ wurde von Glen (Glen Pine, Sänger und Posaunist der Slackers) vorgeschlagen. Das war witzig, weil Glen überhaupt keiner der Jungs aus Band ist, der viel mit Punk am Hut hatte. Er war in den 80ern ein Bandnerd und hörte die Rocksammlungen seiner Freunde. Aber er hatte mehrere Freundinnen, die Fans der Misfits waren und dieser Song blieb in seinem Kopf hängen. Er meinte: „Weißt Du was? Dieser Song würde einen großartigen Reggaesong abgeben.“ Und dann haben wir ihn im 60ies-Upsetters-Stil aufgenommen.

Von wem ist der japanische Song „Ganbare“?

„Ganbare“ haben wir wegen des Erdbebens bzw. Tsunamis in Japan aufgenommen. Der Song ist von den Blue Hearts, ein der größten japanischen Pop-Punk-Bands. Wir haben den Song auf einer der vielen Japan-Touren kennen gelernt, weil Vic die Melodie sehr mochte. Er hat den Text rein phonetisch gelernt. „Ganbare“ bedeute so viel wie „gib Dein Bestes“. Also, als wir von dem Erdeben und Tsunami hörten und als ich in der Zeitung las, dass die Leute „Ganbare“ zu einander sagten, während sie an die Aufräumarbeiten gingen, hat mich das echt betroffen. Deshalb haben wir entschieden, den Song aufzunehmen als eine Homage an die Leute in Japan und an das was sie durchmachen - eine Art Grußkarte mit den besten Wünschen, um sie wissen zu lassen, dass wir an sie denken.

Was hat es mit dem Berliner Studio auf sich, wo Ihr das Album eingespielt habt?

Wir haben das Album in Berlin im Harzkrafthof-Studio mit diesem großartigen Techniker, Jochen Stroeh, aufgenommen. Er hat absolut verstanden, worum es uns geht. Wir waren zwei Mal bei ihm, beide Male kamen wir direkt von einer Tour. Wir kamen rein und schüttelten die Tracks einfach so raus. Wir hatten diese „Tour Power“ und Jochen konnte eine wirklich angenehme Atmosphäre für die Band herstellen.